Mangrovenwälder an der Ostküste von Aceh
Mangroven sind Bäume und Sträucher verschiedener Arten, die in salzhaltigem Wasser überleben können. Sie bilden faszinierende Wälder zwischen Meer und Land. Wie ein Schwamm saugen sie Wasser auf, wirken als Bollwerk gegen die Stürme des Meeres und speichern enorme Mengen Kohlenstoff. Ihre Wurzelsysteme, die wie Stelzen aus dem schlammigen Untergrund ragen, bieten vielen Tierarten Schutz. Kein Land auf der Erde hat so ausgedehnte Mangrovenwälder wie Indonesien – bis vor vierzig Jahren die massive Abholzung begann.
„Obwohl die Bedeutung von Mangrovenwäldern sehr wohl bekannt war, wurden seither die meisten Mangroven abgeholzt“, erklärt Yusmadi Yusuf, Direktor unserer Partnerorganisation Aceh Wetland Foundation. „Allein zwei Unternehmen hielten Abholzgenehmigungen über 32.000 Hektar – fast zwei Drittel der gesamten Mangrovenfläche von Aceh.”
Das wertvolle Hartholz (ein Beispiel: Meranti) nannte man Japanholz, denn es wurde nach Japan exportiert. Das Ergebnis: Tausende Hektar Mangrovenwälder sind verschwunden, danach wurden Aquakulturen angelegt. Die furchtbaren Auswirkungen des Tsunami am 26. Dezember 2004, der Hunderttausende Leben kostete, sind nicht zuletzt eine Folge der Zerstörung der schützenden Mangrovenwälder, wie Fachleute bestätigen.
Aceh Wetland Foundation. Indigene. Wissenschaftlerinnen. Journalisten.
Die Aceh Wetland Foundation hat das Ziel, die letzten Feuchtgebiete (Mangroven, Torfmoore und Sümpfe) der Provinz Aceh zu erhalten und zerstörte Gebiete wieder zu renaturieren. Denn es gibt noch Hoffnung. Zum Beispiel der Mangrovenwald des Dorfes Teulaga Tujuh. Dieser Wald gehört den Indigenen. Er ist besonders artenreich und eine regelrechte Festung. Darauf ist Teungku Tahee, der Indigenenführer von Teulaga Tujuh, besonders stolz. Die Wissenschaftlerin Dr. Rita Andini von der Nationalen Agentur für Forschung und Wissenschaft (BRIN) bestätigt den Artenreichtum. „Hier gedeiht Rhizophora Mucronata bestens“, schreibt sie - eine Art mit vielerlei Nutzen: Erosionsschutz, Bauholz, Nahrungsmittel.
Die Aceh Wetland Foundation kämpft gemeinsam mit den Gemeinden an der Ostküste seit 2010 gegen die Vernichtung der Mangrovenwälder.
Wesentliches Element für Schutz und Nutzung der Mangroven ist die Stärkung der indigenen Gemeinschaften.
Ein Beispiel: Die Dorfjugend von Simpang Lhee in Langsa wurde zu Rangern ausgebildet. Die jungen Leute patrouillieren routinemäßig, um ihren Mangrovenwald vor Eindringlingen zu schützen.
„2011 konnten wir, zusammen mit der Umweltorganisation Walhi Aceh und der Meeresschutzgruppe KuALA, vereiteln, dass die Firma PT. Starminera Prima Abadi den Meeressand vor den Mangrovenwälden bei Langsa ausbaggert“, so Yusmadi Yusuf.
Doch auch geschützte Wälder sind in Gefahr, nicht nur wegen der Profite aus Tropenholz und Holzkohle. Aktuell haben einige Firmen, die mit CO2-Zertifikaten für den Emissionsausgleich handeln, ein Auge auf die Mangrovenwälder von Aceh geworfen. „Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge“, sagen die Kolleg:innen der Aceh Wetland Foundation.
Wir wollen die Mangroven als Kohlenstoffsenken und Ökosysteme schützen, aber nicht für Greenwashing, sondern für die Souveränität der Menschen über ihr Land und ihre Wälder.
Torfmoorwälder von Tripa und Babahrot: nur noch 10 Prozent sind intakt
Die kohlenstoffreichen Torfmoorwälder von Tripa sind berühmt: hier lebte die größte Population der Sumatra-Orang-Utans. Ursprünglich erstreckten sich die Wälder auf 60.657,29 Hektar. „Doch heute kontrollieren Palmöl-Unternehmen fast das gesamte Torfwaldgebiet von Tripa und Babahrot. Uns bleibt nur noch Armut und endlose Landstreitigkeiten", sagt der Dorfvorsteher von Pulo Kruet, Landkreis Darul Makmur, Nagan Raya. Tausende Orang-Utans sind mit den Moorwäldern verschwunden oder in den Brandrodungen umgekommen.
90% der ehemaligen Torfmoore sind heute Palmölplantagen. „Nur noch 5.000 Hektar Torfwald ist übrig”, sagt der bekannte Umweltjournalist Junaidi Hanafiah von Mongabay.
Extrem war die Vernichtung der Torfmoorwälder von Tripa im Jahre 2012, als die Firma PT. Kallista Alam 1.000 Hektar Torfwälder mit Feuer rodete. Das Gericht von Meulaboh verurteilte die Firma 2014 zu einer Zahlung von 366 Milliarden Rupiah Strafe für die Zerstörung und für die Renaturierung. Zehn Jahre lang strengte die Firma Gerichtsverfahren an. Erst seit Ende 2023 kommen die Zahlungen in Gang.
siehe auch unsere Petition von 2012 gegen Palmöl in den Tripa-Moorwäldern, der letzten Zuflucht der Orang-Utans
„In der ehemaligen Konzession von Kallista Alam, die jetzt ein Torfschutzgebiet ist, wird wieder neues Land gerodet. Sogar die Informationstafel des Ministeriums wurde entfernt", sagt Syukur Tadu, ein Umweltaktivist in Nagan Raya.
Unser Partner Aceh Wetland Foundation setzt sich weiterhin für die Verfolgung von Umweltverbrechen im Tripa-Babahrot-Moor ein. Gemeinsam mit der Forstpolizei und Freiwilligen patrouillieren sie in abgebrannten Waldgebieten.
Die Indigenen von Paya Nie leben vom Sumpf und schützen ihn
„Wir Indigenen aus zwei Siedlungen haben ein Gesetz nach traditionellem Recht vereinbart, um den Paya-Nie-Sumpf entsprechend unserem Adat-Recht zu schützen. Landwirtschaft und Plantagen sind nicht erlaubt", sagt der Vorsteher der Siedlung Teungku Chik Dimanyang Mukim, Said Fakhrurrazi. Das Gesetz verbietet auch Vogeljagd sowie Fischfang mit Strom und Gift. Auch die neun Dörfer rund um den Paya-Nie-Sumpf anerkennen dieses Adat-Gesetz.
Wie einzigartig die Arten von Paya Nie sind, zeigt das Beispiel der seltenen oder sogar als ausgestorbenen geltenden Kannenpflanze Nepenthes Rigidfolia. Frau Dr. Cut Azizah von der Universität Almuslim in Bireuen hat nachgewiesen: „Nepenthes Rigidfolia wächst hier!“
Trotzdem muss die indigene Gemeinschaft aus Paya Nie weiter kämpfen, denn ihr Sumpf ist immer noch gefährdet. So plant das Ministerium für öffentliche Arbeiten, den Sumpf von Paya Nie als Speicherbecken für Bewässerungsanlagen von Seuke Pulot umzubauen. Dieses massive Projekt hat das Potenzial, die Artenvielfalt von Paya Nie zu zerstören.
Es ist schwer, das Indigenen-Recht gegen staatliche und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Eine Herausforderung ist die Frage, wer letztendlich die Autorität hat. Auf der einen Seite der Staat, der seine Autorität über Land nicht abgeben will – auf der anderen Seite die Indigenen, die auf ihre Menschenrechte pochen - oder die Unternehmen, die die eigentliche Macht haben.
Aceh Wetland Foundation hat das Ziel, dass ganz Paya Nie als Indigenenterritorium anerkannt wird. Nur so wird sich dieses Feuchtgebiet schützen lassen. Dafür muss der Staat die Rechte der Indigenen auf ihr Land anerkennen. Und wir forsten degradierte Sümpfe wieder auf!