Hat die Petition "Keine Geschäfte mehr mit dem Papierkonzern APP" mit bisher 162 678 Unterschriften etwas bewirkt und ihr Ziel erreicht? Die Antwort heißt Jein. Die Petition fordert Investoren und Kunden auf, die Geschäftsbeziehungen zu APP zu beenden, nachdem Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen schwere Vorwürfe gegen den Papierkonzern erhoben hatten. (Bitte unterschreiben Sie, falls Sie es noch nicht getan haben.)
In der Tat haben in den letzten Jahren einige Geschäftspartner ihre Beziehungen zu APP abgebrochen. Doch vor Ort sind leider kaum Verbesserungen festzustellen. Zwar hat der Konzern versprochen, keine Naturwälder mehr abzuholzen. Analysen zeigen jedoch, dass das Versprechen nicht eingehalten wird. Vielmehr hat APP seine Produktion massiv ausgeweitet. Woher aber soll der Rohstoff Holz kommen, aus dem Zellstoff, Papier, Pappe und Viskose produziert werden, wenn nicht aus den Wäldern?
APP - Asia Pulp & Paper – gehört zu den „Riesen“ unter den global agierenden Papierkonzernen. Seine Fabriken produzieren pro Jahr laut Environmental Paper Network mehr als 19 Millionen Tonnen Zellstoff, Papier, Verpackungen und Viskose. APP-Produkte werden unter Dutzenden von Namen in über 120 Ländern verkauft.
APP gilt dabei als der Zellstoffzweig im Sinar Mas Imperium. Die Sinar Mas Gruppe wiederum ist eine der ganz großen Holdings in Indonesien und aktiv in den Bereichen Palmöl, Zellstoff und Papier, Banken, Agrarindustrie, Telekommunikation, Immobilien und Bergbau.
Der Name APP ist seit Jahrzehnten verbunden mit massiver Zerstörung der Regenwälder, insbesondere der Habitate von Orang-Utans und Sumatra-Tigern. Tochterfirmen von APP und Zulieferer haben Torfmoorwälder kahl geschlagen und trockengelegt und damit extrem hohe Treibhausgasemissionen verursacht. APP werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Berichte und Studien über Schikanen und Gewalt gegenüber der Bevölkerung füllen ganze Regale.
Hunderte Dörfer liegen innerhalb der Wälder, für die APP eine Konzession hält, und innerhalb der Eukalyptusplantagen von APP-Tochterfirmen. Das geht aus einem 2020 veröffentlichten Bericht über die Kartierung von Konflikten (Conflict Mapping) hervor. Mindestens 107 Dörfer sind direkt in Konflikte verwickelt.
Die Papier und Zellstoffindustrie Indonesiens war vor der Jahrtausendwende (1990 bis 2000) für den Hauptteil der Abholzung der Regenwälder Sumatras verantwortlich. Seitdem wird zunehmend mehr Holz aus Eukalyptus- und Akazienplantagen in riesigen Fabriken zu Zellstoff verarbeitet. Doch die Papierindustrie verzichtet weder auf Urwaldholz noch verschont sie die Primärwälder.
Auf öffentlichen Druck und die Kampagnen von Umweltorganisationen, darunter Rettet den Regenwald, haben einige Produzenten und Käufer „urwaldfreies“ Papier bzw. eine „No-deforestation-policy“ versprochen. So auch APP. Der Konzern stellte im Februar 2013 seine Forest Conservation Policy (FCP) vor und versprach, für die Anlage von Holzplantagen keine natürlichen Wälder mehr abzuholzen. Das galt vielen Umweltschützern und Menschenrechtlern, die sich jahrelang zur indonesischen Zellstoffindustrie engagiert haben, als Erfolg für den Regenwald. Die Entwaldungsrate durch die Papierindustrie fiel nach Daten von Trase für einige Jahre.
Seit der Konzern Sinar Mas/APP Ende 2016 eine weitere riesige Fabrik in Südsumatra in Betrieb genommen hat, ist in Indonesien die Produktion von Zellstoff um 46 Prozent gestiegen. Neuere Trase Earth Analysen aus der Auswertung von Satellitenaufnahmen, basierend auf der Monitoring Plattform TheTreeMap, zeigen deutlich: seit 2017 vernichtet die indonesische Papierindustrie mehr Regenwald als zuvor - eine alarmierende Entwicklung!
Ursache ist der immens steigende globale Verbrauch von Zellstoff und daraus hergestellten Produkten wie Papier, Pappe und Viskosefasern. Auf die hohe Nachfrage reagiert die indonesische Industrie mit steigender Produktion - und mit massiver Rodung von Regenwald.
Das Holz kommt nun zu 98 Prozent aus Borneo, so die indonesische NGO Auriga.